Der Backswing hat Dir sicherlich einen harten Weg bereitet. Wir haben ihn Dir deshalb so ausführlich dargelegt, weil wir wissen, dass sich die Arbeit für Dich lohnt und dutzende Fehler schon im Keim erstickt werden, wenn die Basics stimmen und das In-Stellung-Bringen des Schlägers in geordneten Bahnen verläuft. Du erinnerst Dich vielleicht, dass wir zu Beginn des Backswings von den unterschiedlichen Meinungen zu der Wichtigkeit von Back- und Downswing gesprochen haben und von den Ansichten einiger Pros dazu.
Nicht vorenthalten möchten wir Dir in diesem Zusammenhang eine Aussage von Nick Bradley in seinem Buch ‚Die 7 Gesetze des Golfschwungs → Referenz [1] , wo er über den Abschwung schreibt:
Wenn es überhaupt ein Mantra für den Abschwung gibt, dann nur diesen: „Verbessern Sie jede einzelne Bewegung Ihres Rückschwungs und legen Sie im Abschwung noch eins drauf.“
Er erklärt dann dazu, dass sich ‚eins drauflegen‘ darauf beziehe, dass sich Ansprechposition und Treffmoment-Position nicht gleichen und sich „die linke Körperseite im Treffmoment zum Ziel öffne, das Gewicht leicht nach vorn verlagere und der rechten Seite den Weg frei mache“.
Doch nun noch eine Vorbemerkung zur Frage: Welcher Arm führt den Abschwung? Rechter oder linker oder beide synkron?
Die Antwort wirst Du mit Deinem Pro und eigenen Experimenten finden!
Aber an Hand einer Analyse, die Johnny Miller über den Schwung von Jack Nicklaus aus dem Jahre 1996 (Nicklaus ist damaks 56 Jahre alt) machte, kannst Du zu der Meinung gelangen, dass der gestreckte linke Arm im Abschwung die bessere Variante ist, also den linken Arm zu „pullen“ und nicht mit dem rechten zu „throwen“ *). Der rechte Arm und die rechte Hand sind bei Rechtshändern sowieso sehr stark und ein mit fast ausschließlich mit dem rechten Arm ausgeführter Schwung führt leicht zu einem Zusammenbruch des linken, sich beugenden Arm („Flügerl“). So wäre es doch besser mit dem linken Arm zuerst streckend zu ziehen und ab Hitposition dann mit dem rechten den Schwung zu vollenden.
*) to throw = werfen, schleudern, hinunterwerfen
Generell Eines musst Du Dir merken:
Die Länge eines Ballfluges wird durch den Armschwung (1) in Verbindung mit der Schulterdrehung (2) hervorgerufen und nur unwesentlich durch das Handgelenk (3) bestimmt.
Lies im Original, was Jonny Miller zum Bild schreibt:
Jack’s a puller, not a thrower
There are two basic techniques for delivering the clubhead into the ball. One is a throwing action with the right hand and arm. The other is to pull hard with the left arm. Several aspects of Jack’s downswing show he will pull the clubhead straight down the target line. His left elbow is pointed at the ball. His hips are shifting laterally, instead of turning, to provide leverage for the pulling action.
Photo By Dom Furore
Beim Kapitel Downswing möchten wir ähnlich vorgehen wie beim Backswing.
Wir wollen den Downswing in 3 Abschnitte zerlegen, um das Erlernen zu erleichtern und Kontrollen an Messpunkten durchführen zu können. Wir behandeln den
1. Start des Downswings bis zur Hitposition, den
2. Impact (das Treffmoment) selbst und den
3. Followthrough (Durchschwung).
Im Aufschwung haben wir Dir eingeräumt, dass sich Dein linker Arm leicht beugen kann (leicht sichelförmig). Diese Beugung gilt es im Abschwung als Erstes zu einer Streckung zu bringen. Das (gestreckter linker Arm) ist Grundvoraussetzung für den powervollen Swing.
Der linke Arm muss gestreckt zum Impact geführt werden. Wird er gebeugt, entsteht das berühmten ‚Chicken Wing – das Flügerl‘, das Power, Präzision, u.a. beeinflußt.
Hier möchten wir Dich auf unseren Grundsatzartikel über den Richtungswechsel hinweisen, der als Grundlage für die Einleitung des Abschwungs zu sehen ist.
Wir ziehen dort schlüssig als Konsequenz zur Einleitung des Downswings
… wir raten Dir zur Lower-Body-Action, also zur Einleitung des Schwunges mit dem Unterkörper mit dem Ziel, die linke Hüfte aus dem Weg zu räumen (drehen), Platz zu schaffen, um den Schlägerkopf square an den Ball zu bringen. Nebengedanke sicherlich zu verhindern, dass die Schultern instinktiv und unkontrolliert herum gerissen werden.
Kommen wir einmal für den Downswing zum Kern der Sache. Du hast den Schläger in Position gebracht und jetzt soll er wie ein Blitz von rechts oben nach links unten einschlagen und square an den Ball gebracht werden. Das ist umzusetzen und Du kannst das mit gut Geübtem tun.
Über eines musst Du Dir im klaren sein: Den Downswing kannst Du nicht wirklich kontrollieren, dazu ist er zu schnell, Du musst Dich auf Deinen Instinkt und auf Dein Gefühl verlassen. Das heißt aber nicht, dass Du zum Downswing nichts beitragen kannst. Im Gegenteil, Du musst ihm etwas mitgeben. In den Trainingseinheiten auf der Driving Range kannst Du bei jedem Schwung Dein Hauptaugenmerk auf ein anderes zu erreichende Ziel richten. Am besten wenn Du das zum Erlernen in Zeitlupe machst.
So kannst Du für den Abschwung denken: Lower Body Action | rechte Schulter zurückhalten und nach unten führen, bevor Du sie zum Ziel drehst | Handgelenkwinkel halten und Schlägerschaft-Ende nach links unten Richtung Ball ziehen | Körper ruhig halten | Kopf an seiner Stelle belassen, usw. je nach Deinen festgestellten Fehlern.
GIF abrufbar unter Ernie Els Hitposition
Animation erstellt aus → Referenz Video Ernie Els by YouTube http://www.youtube.com/watch?v=vROTBf0q14c
Aber jetzt zur Praxis. Du leitest den Abschwung durch die Lower-Body-Action ein. Was heißt das?
1. Passiv. Deinen Kopf fixierst Du an der Stelle an der er sich befindet und der sollte, wenn Du im Aufschwung alles richtig gemacht hast, über dem rechten Knie sein. Er garantiert die Stabilität, aber nur dann, wenn er im Moment des Abschwunges ganz resolut an seiner Stelle bleibt. Schließlich ist der Kopf das Ende der Wirbelsäule, um das sich der Oberkörper dreht und darum ist es so wichtig, den Körperwinkel einzuhalten. Also nochmals: Der Kopf darf im Aufschwung ein bisschen mitgehen/-drehen und natürlich darf er das auch im Finish (ab Impact). Aber er muss während des Abschwunges unverrückbar bleiben, darf sich weder heben noch senken, weder vor noch zurück gehen.
2. Leicht aktiv. Die Lower-Body-Action. Für den Bruchteil einer Sekunde bevor sich die Arme beginnen nach unten zu bewegen und noch mit dem Rücken zum Ziel (wichtig!!), schiebst Du Deine linke Hüfte, bzw. das linke Knie, etwas nach links Richtung Ziel vor mit dem Befehl sich zu öffnen. Du verlagerst Dein Gewicht leicht auf die linke Ferse. Aber bitte ja nicht übertreiben, denn sonst laufen Dir Füße oder Hüfte davon.
Du schaffst mit dieser Einleitung ein Fundament, einen Widerstand, gegen das Du jetzt mit voller Power abschwingen kannst. In dieser winzigen Zeiteinheit, in der Du diese Umpolung einleitest, darfst Du nur eines nicht machen, nämlich die Schultern zur vorzeitigen Rotation zu bringen und damit die Handgelenke aus ihrer Lage über der rechten Schulter „vor Richtung Ziellinie“ zu bewegen. Halte daher die 90° gedrehte Schulter in dem vorhin genannten Bruchteil einer Sekunde noch in dieser Position. Auf keinem Fall darfst Du mit der vorzeitigen Auflösung des Handgelenk/Schlägerschaft-Winkels beginnen. Dieser Winkel (90° oder sogar kleiner) sollte bis zur Hitposition unbedingt gehalten werden. (Siehe weiter unten).
Wir haben einmal gesagt, dass die Handgelenke sich „ein-schleifen“ müssten. Im modernen Golfschwung sollen Auf- und Abschwung -ungefähr aber nicht deckungsgleich- auf der gleichen Schwungbahn verlaufen, wobei der Abschwung allerdings auch etwas flacher ausfallen kann, ohne dass viel passiert.
David Leadbetter spricht von einem „Abflachen des Abschwunges durch eine leichte Bewegung der Hände und des linken Armes nach außen“. Unserer Meinung nach kompliziert dieser Vorgang nur die Einleitung. Auf keinen Fall darf der Abschwung steiler ausfallen, denn dann droht eine Schwungbahn von außen nach innen mit all ihren Folgen..
3. Aktiv und passiv. Die Arme -beginnend mit dem linken und anschließend vor allem der rechte- sind richtig aktiv, daneben sind die Handgelenke, die mit Armen und Schlägerschaft einen rechten Winkel bilden, passiv bis zur Hitposition*), das heißt sie strecken sich nicht und drehen sich nicht nach vor.
Diese Symbiose zwischen Handgelenken, Armen und Schlägerschaft wird jetzt durch Heranziehen des rechten Ellbogens zum Körper -genauer gesagt Vorziehen vor die rechte Hüfte- langsam schneller werdend Richtung Ball bis zur Hitposition heruntergezogen. Die Handgelenke dürfen -nochmals gesagt- noch nicht gestreckt werden und auf alle Fälle muss der rechte Winkel erhalten bleiben, der linke Unterarm darf sich nicht mit dem Handgelenk entgegen dem Uhrzeigersinn (nach außen) drehen, das rechte Handgelenk ebenfalls nicht, weil der Schlägerschaft dann sofort außerhalb der Handgelenke wandert und nur mehr von außen an den Ball kommen kann. Während des Herunterziehen der Handgelenke mit dem Schläger dreht sich der Oberkörper verhalten, das heißt, die linke Schulter dreht aufwärts, bleibt aber „vorne“ (geschlossen), die rechte Schulter dreht auf keinem Fall vor („um den Körper herum“), sondern senkt sich nach unten. Ja, und eines dürfen wir nicht vergessen, das Ende des Schlägerschaftes führt in Richtung Ball -das allein flacht den steilen Aufschwung ab. |
*) Dieses „Halten des rechten Winkels“ bis zur Hitposition ist etwas Essentielles und kann gelernt werden. Sicher hast Du schon einmal gehört, man solle die Handgelenke am Schlägerschaft so ziehen wie an einem Glockenstrang. Ein toller Vergleich, aber wer hat schon einmal an einem Glockenstrang gezogen und kennt dieses Gefühl!
Nachvollziehen kannst Du dies aber in der Simulation durch einen Ersatz-Glockenstrang. Kaufe Dir ein elastisches Gummiband, ein Latexband (oder Gymnastikband), ein elastisches Band also, das in der Physiotherapie, zur allgemeinen körperlichen Ertüchtigung oder zum Krafttraining eingesetzt wird.
Du hast doppelten Gewinn: Erstens lernst Du das Ziehen ohne Auflösung der Handgelenkwinkeln und zweitens kräftigst Du die Muskeln (erhöhst auch die Schnellkraft), die das Schlägerschaftende möglichst schnell in die Hitposition ziehen.
Befestige dazu das Latexband über Deinem Kopf (Balken oder dgl. in Türstockhöhe) und ziehe wie bei einem Golfdownschwung von Kopfhöhe bis zur Hüfte. Simuliere dazu auch andere Attribute wie Lower Body Action, Knieeinsatz, rechter Ellbogen zur rechten Hüfte und dergleichen.
Ein Appell an Dich: Wenn Du den rechten Winkel zu halten lernst, machst Du für Deinen Schwung das Optimalste des Downswings, gewinnst Power.
Den auslösenden Handgelenkeinsatz im Release selbst könnte man etwa so sehen:
Du kennst den Unterschied zwischen >eine Ohrfeige geben< und >einen Handkantenschlag versetzen<. Bei einem Handkantenschlag bewegt sich das Handgelenk in einer Ebene (hinauf und hinunter), während sich die Handfläche bei der Ohrfeige hin und her (zurück und vor) bewegt, wenn man auf etwas hin schlägt. Versuche das nachzuvollziehen, indem Du Dir vorstellst, Du würdest einen Tennisschläger waagrecht und den Golfschläger eher hinunter schwingen (senkrecht zum Boden).
Der wichtigste Grundsatz für den Abschwung bis zur Hitposition lautet daher:
KOPF FIXIEREN – LOWER-BODY-ACTION – HANDGELENKE OHNE STRECKUNG UND MIT RECHTEM WINKEL BIS ZUR HITPOSITION FÜHREN |
Animation erstellt aus → Referenz Video Sean O’Hair by YouTube http://www.youtube.com/watch?v=OILWOH8T_EI
GIF abrufbar unter Referenz Sean O’Hair Hitposition
Es ist die Position, die wir schon bei Jamie Sadlowski, den World Longdrive Champion, so bewundert haben. Siehe hier falls Du auf diese Unterseite noch nicht gestoßen bist. Es ist der Punkt von dem aus die Auflösung des Handgelenkwinkels erfolgt durch Strecken und schließlich durch Drehung.
Das eigentliche Schlagen des Balles. Es erfolgt eine zweiseitige Streckung. Einmal der rechte Unterarm, der aus der rechtwinkeligen Position zum gestreckten rechten Arm gebeugt wird und zweitens das sich je nach Deinen Fähigkeiten schnell streckende Handgelenk. Beides ergibt die POWER, die dem Ball die wirkliche Geschwindigkeit gibt. Es ist schlussendlich das rechte Handgelenk, das schlägt! Während sich die Handgelenke nur mit einer Geschwindigkeit von ca. bis zu 40 km/h bewegen, wird durch die explosionsartige beidartige Streckung (Peitscheneffekt) der Schlägerkopf auf ein Mehrfaches beschleunigt. Schließlich erfolgt noch knapp vor dem Impact eine Drehung des linken Handgelenkes, die die Schlagfläche square an den Ball bringt. |
Während des „Schlagens“ hat der drehende Oberkörper natürlich als großer Motor seinen Teil zur Power beigesteuert, das rechte Bein ist in Richtung Ziel geknickt, das linke Bein hat Widerstand geleistet, ist gestreckt, die Hüfte öffnet permanent bis zum Impact. Aufgabe ist ja, den Weg frei zu machen für den Power-Schlag/-Schwung.
Was genau noch vom Hitpunkt zum Impact passiert sagen wir Dir, weil Du es ja genau wissen willst, im nächsten Kapitel.
Was in dieser Phase unbedingt vermieden werden muss: Volle Power von oben, zu rasche Auflösung der Handgelenkwinkeln als erste Downswing-action, Schulterneinsatz durch Vordrehen Richtung Ball, Kopf vor oder zurückbewegen, Oberkörper Richtung Ziel schieben, Aufstehen oder Niedersetzen, Handgelenke strecken (!), Schlägerschaft vor die Handgelenke kommen lassen (-Schlägerkopf und Schlägerschaft müssen immer bis zum Treffmoment hinter den Handgelenken bleiben-), Schlägerschaftende sofort nach innen ziehen statt in Richtung Ball. |
Den Handgelenk/Schlägerschaft-Winkel wie Gary Woodland wird nur schwer jemand erreichen. Das Bild soll Anregung und Vorbild sein für diejenigen von Euch, die nach Weite streben und wissen wollen, woran sie arbeiten sollen. Hier auf dem Weg zur Hitposition ist ein wichtiger Ansatzpunkt.
Beim Average Golfer erkennt man den etwas zu früh beginnenden Handgelenk-Streck-Einsatz, der aber noch zu tolerieren ist.
Gary Woodland | Average Golfer |
Oder: Lincicome (275 y) – Garrigus (315 Y) Top Player
Lies weiter im nächsten Kapitel Hier.