Jetzt wird es richtig Ernst, denn bisher haben wir nur den Körper und die Arme in Stellung gebracht, nun folgt der eigentliche Golfschlag und was da von der Hitposition zum Treffmoment passiert, das schauen wir uns gleich an.
Die vielerwähnte Symbiose, die in einem Winkel von ca. 90° zwischen linkem Arm und Schlägerschaft gebildet wurde, wird aufgelöst. Der gebeugte rechte Arm, der bei der rechten Hüfte vorbeigezogen wird, streckt sich zum Treffmoment fast vollständig. Gleichzeitig streckt sich das rechte Handgelenke explosionsartig ganz nach unten und das linke dreht sich im letzten Augenblick im Gegenuhrzeigersinn, um den Schlägerkopf square an den Ball zu bringen. |
Allein aus dem ersten Bild der Animation ist zu ersehen, welche Wege Handgelenke und Schlägerkopf zurückzulegen haben.
Und das zeigt: Der Schlägerkopf legt ca. die fünffache Strecke der Handgelenke zurück, was wiederum heißt, dass er eine mehrfache Geschwindigkeit der Handgelenke erreicht. Bewegen sich die Handgelenke mit 30 km/h, dann sind es 150 km/h für den Schlägerkopf. In dieser Streckung, die die eigentliche Beschleunigung neben dem streckenden rechten Arm ist, liegt also die Power, die wir alle suchen, die Dich und mich zum Longhitter macht. Der Handgelenkstrecker der rechten Hand ist der schon an anderer Stelle erwähnte „Golfermuskel“ (© T. Zacharias), der verantwortlich ist. Allerdings ist dieser Muskel bei jedem Menschen von Natur aus und aus seinen Tätigkeiten unterschiedlich ausgeprägt und seine Potenz ist nicht leicht zu steigern. Trainieren kannst Du diesen Muskel auf Grund seiner Komplexilität nur sehr schwer, am besten einfach durch Schlagen von Golfbällen.
GIF abrufbar unter Ernie Els Impact
Nun muss an Dich eine Warnung ausgesprochen werden. Die Hitposition, die von vielen auch als spätes Schlagen bezeichnet wird hat so ihre Tücken. Wie wir schon gesagt haben, besitzen nicht alle Golfer die gleichen Fähigkeiten. Damit nämlich der Schlägerkopf exakt square an den Ball kommt, muss der rechte Arm und das Handgelenk gestreckt, sowie gedreht werden. Und hier liegt die Schwierigkeit, denn nicht alle können das Handgelenk wirklich schnell strecken.
Schwingst Du also recht schnell mit den Armen und den Handgelenken im Abschwung ab, kann es Dir passieren, dass die Handgelenke mit dem Strecken und Drehen nicht mehr fertig werden, der Schläger bleibt hinter den Händen zurück. Desgleichen passiert auch, wenn Du den Zeitpunkt der Hitposition etwas hinauszögerst, also noch etwas später Schlagen willst. Ergebnis: Du wirst wieder nicht fertig sein im Impact.
Also versuchst Du früher zu „Releasen“, streckst die Handgelenke frühzeitig, was auch ein frühzeitiges Drehen (ergibt ein von außen nach innen) zur Folge hat und hast jetzt als Ergebnis, dass der Schläger Deine Hände überholt, nicht unter den Ball kommt usw. Das ist aber noch nicht alles; dadurch, dass Du den 90° Winkel vorzeitig auflöst, verlierst Du auch an Schlägerkopfgeschwindigkeit.
Jetzt fragst Du mit Recht. Und was soll ich machen? Das hängt von der Schnellkraft Deines rechten Handgelenkes ab. Du musst Dir Dein Tempo und Timing so einteilen, dass Du zur Hitposition mit dem geforderten 90° Winkel kommst und mit dem Strecken und Drehen der Handgelenke genau zum Treffmoment fertig bist. Kannst Du also Dein Handgelenk wirklich schnell und kraftvoll strecken, dann kannst Du die Arme schneller herunterziehen, weil Du ja mit der Streckung fertig wirst. Streckst Du weniger schnell, bleibt Dir nur ein moderateres Tempo mit langsamerer Handaktion, beziehungsweise die Möglichkeit des Vorverlegens der Hitposition mit dem vorzeitigem Strecken, aber dabei nicht vorzeitigem Drehen.
Animation erstellt aus → Referenz Video Sean O’Hair by YouTube http://www.youtube.com/watch?v=OILWOH8T_EI
GIF abrufbar unter Sean O’hair Impact
Sehen wir uns nochmals an, was in dieser Phase des Golfschwungs/-schlages passiert:
Der Schlägerkopf muss von innen den Ball attackieren und muss frei durch den Ball gehen,
dabei hilft die weiterführende Körperdrehung (der große Motor),
die linke Hüfte öffnet sich ständig ab Einleitung der Lower-Body-Action,
der linke Arm muss gestreckt sein,
es streckt sich der gebeugte rechte Arm durch den Impact,
es dreht sich der linke Unterarm und das linke Handgelenk,
es strecken sich die Handgelenke nach unten,
das Schaftende des Schlägers bewegt sich nach innen zum Körper,
Körperwinkel bleibt erhalten,
Kopf und Körper sind hinter dem Ball,
linkes Handgelenk ist flach, rechtes leicht gewinkelt,
rechter Fuß erhebt sich auf die Fußspitzen.
Animation erstellt aus → Referenz Video Tiger Woods by YouTube http://www.youtube.com/watch?v=uiUM1EJshAM
GIF abrufbar unter Referenz Tiger Woods Impact Handgelenke
Tiger Woods Stellung der Handgelenke im Impact lässt auf einiges Schließen:
Der rechte Arm, der dem Schlag die eigentliche Power gibt, streckt sich zum Impact hin, ohne aber ganz gestreckt zu sein. Die größte Streckung erreicht der Arm erst nach dem Treffmoment. Weiters und sehr aufschlussreich: Das rechte Handgelenk bleibt ebenfalls bis zum Impact gebeugt (geknickt), so als wolle es „Druck machen“. Und das Wichtigste in dieser Sequenz: Die Drehung des linken Handgelenks (nicht selbständig allein) zur Square-Stellung des Schlägerblattes erfolgt erst unmittelbar vor dem Impact, vor allem durch die Schulterdrehung links von leicht geschlossen auf square, die den linken, eng am Oberkörper liegenden Arm mitdreht (PINCH → siehe weiter unten). Der li Handgelenkrücken ist flach und zeigt zum Ziel.
Was ist daraus abzuleiten:
Jedes vorzeitige Drehen des linken Armes oder des linken Handgelenkes ist zu vermeiden. Es würde nur den Schlägerkopf auf eine Außenbahn werfen, was unbedingt vermieden werden muss. |
Was in dieser Phase unbedingt verhindert werden muss: Verlust des Körperwinkels, Kopf zu weit hinter dem Ball, Unterkörper gleitet zu weit nach vorne, Handgelenke strecken nicht nach unten, Handgelenke drehen zu früh(!!), Schlägerkopf überholt die Hände, rechter Ellbogen bleibt nicht an der rechten Hüfte, rechte Schulter geht zu tief und linker Oberarm schließt nicht an den Brustkorb oder Oberkörper an. |
Nicht unerwähnt soll hier eine Beobachtung von Michael Witte, einem Illustrator und Golfexperten, bleiben, der entdeckte, dass im Abschwung der linke und rechte Arm bei der Streckung unterschiedliche Länge aufweisen und dies daher im Impact zu einer Ausgleichsbewegung führen kann (meist ‚Chicken Wings‘).
Die Technik dies zu verhindern nennt er PINCH. Beschrieben ist das sehr ausführlich in dem Buch The Secret of Golf → Referenz [19].
Hochziehen (1) und Heranquetschen (2) des linken Oberarmes
Definiert von Michael Witte:
„Um Deine Schlägerkopfgeschwindigkeit zu erhöhen und Deine Drives mit voller Power zu beschleunigen, klemme Deinen oberen linken Arm gegen den Brustkorb und Oberkörper, wenn Du Dich durch das Treffmoment (Impact) bewegst.“
Amazon.com schreibt:
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