Schon beim Richtungswechsel haben wir uns ziemlich genau angesehen, was nach dem Aufschwung und Erreichen des Umkehrpunktes passiert. Wir haben zum Start des Abschwunges die Lower Body Action vorgeschlagen und in der Animation gezeigt. Weiters haben wir schon an anderer Stelle erwähnt, dass der Körper die eigentliche Kraftzentrale (Motor des Schwunges) ist. Der Körper treibt die Schultern, die Arme, Hände und schließlich den Schläger an in einer Kettenreaktion.
Man spricht in letzter Zeit von einer Kinetic Link Theory, die die Meinung vertritt, dass Energie von einem Teil zum nächsten Teil usw. weitergeleitet wird. Und diese Meinung hat etwas auf sich bei der Erzeugung von Power beim Golfschwung. Aber Du und wir wollen ja nicht theoretisieren, sondern den Körper soweit bringen, dass all die vom Körper konservierte Energie den Schlägerkopf an den Ball bringt und das dazu noch schnell und square.
Ohne gleich die Schultern zu drehen oder die Arme abzuschwingen, erfolgt der Start nach dem Richtungswechsel mit einer kleinen Bewegung des Beckens zum Ziel hin und dem Impulsgeben zur Drehung des Unterkörpers gegen den Widerstand des statischen Bodens auf dem Du stehst, unmittelbar gefolgt von der Rückdrehung des Oberkörpers, geführt von der rechten Schulter, die als erstes abwärts geführt wird, bevor sie sich zum Ziel dreht. |
Erinnere Dich an die Worte Vijah Singhs zu seinen Basicgedanken zum Schwung: Aufschwung vollenden … making a little bump with my hips toward the target to start the downswing und weiter … firing my hips.
Nach der kinetic link theory bewirkt die Energie der Drehung des Unterkörpers nach dem Richtungswechsel, bei deren Verlangsamung, dass der Oberkörper die Energie übernimmt und seinerseits in weiterer Folge seine Energie an die Arme weitergibt und diese in der späten Phase des Abschwungs durch Verstärkung des Handgelenkeinsatzes durch Streckung und Roll den Schlägerkopf an den Ball bringt.
Hier, mehr im Theoretischem, müssen wir anmerken, dass diese Energie-Übernahme stark unterstützt wird von den im mittleren Körperbereich befindlichen großen Muskelgruppen. Sie sind die Muskeln, die die größte Spannung aufgebaut haben und setzten die Energie nun frei. Und es ist ja auch nicht so, dass die Arme erst zum Schluss ins Spiel gebracht werden. Sie sind vom Anfang an dabei, aber vorerst passiv, vor allem der linke (Führungs-) Arm. Die Schultern und Arme dürfen auf keinen Fall den Hauptpart übernehmen (over the top), denn sonst droht die größte Gefahr im Abschwung, die Schultern vor zu drehen und den Schläger von außen an den Ball zu führen. Also auf keinen Fall aktiv die Schultern drehen oder die Handgelenke aktiv sofort einsetzten.
Over the top.Schultern drehen sich zu früh, Handgelenke wandern nach innen (schwarze Linie). Schläger kommt von außen an den Ball.
Bild Referenz Literatur [9]
Meg Mallon. Einsatz der Körpermitte-Muskeln
Video unter Meg Mallon abrufbar.
Die erste Bewegung ist also die Unterkörperaktion, wie wir das schon sagten, dann erst folgt der Oberkörper und hier als erstes die rechte Schulter, die abwärts geführt wird. Zu verhindern ist die rasche Drehung der Schulter um die Wirbelsäule oder der frühe Einsatz der Hände, ein Zuschlagen von oben. Merke als Basic für den Downswing: Unterkörper als Erstes und Oberkörper (rechte Schulter) als Zweites. |
Dir wird aufgefallen sein, dass ich über die Arbeit der Beine/Füße wenig bis kein Wort verloren habe. Das hat seinen Grund darin, dass wir der Meinung sind, dass sie nur unterstützende Funktionen ausführen.
Im Aufschwung steht das rechte Bein mit leicht gebeugtem Knie fest auf dem Boden, ohne nachzugeben (auszuweichen) und leistet passiven Widerstand dem Drehmoment und der Gewichtsverlagerung nach rechts. Das linke Bein geht nur unwesentlich mit dem Knie in Richtung „weg vom Ziel“, erlaubt höchstens etwas die Ferse zu heben und das Knie zu beugen.
Im Abschwung verlangt die Lower Body Action mit Drehung der linken Hüfte eine Gewichtsverschiebung auf die linke Seite; eine etwa geliftete, linke Ferse muss sofort wieder auf den Boden aufgesetzt werden, um den Aufbau eines Widerstandes durch Strecken des linken Knies zu ermöglichen und so das Zusammenbrechen der linken Seite zu verhindern.
Als einzige wirklich aktive Aktion kannst Du eigentlich nur die Bewegung mit dem rechte Knie Richtung Ziel bezeichnen, wo die durch den Aufschwung aufgebaute Spannung entladen wird; das rechte Knie drückt nach links Richtung Ziel und stellt die rechte Ferse nach dem IMPACT auf.
An dieser Stelle erinnerst Du Dich sicher an die Geschichte von Ben Hogan um sein sechstes Geheimnis.
Einen interessanten Beitrag über den Abschwung durch Einleitung mit dem Knie habe ich in einer kostenlosen Leseprobe von Großes Golf – Der Moderne Schwung: Wege zum besseren Handicap
von Sven Dohrow, Detlef Stronk gefunden.
Wir zitieren
Bei der Besprechung in folgenden Kapiteln über den vollen Schwung mit dem Schläger werden wir nochmals auf alle Faktoren zurückkommen.
Lies weiter im nächsten Kapitel Hier.