Heißt es Golfschwung oder Golfschlag? Heißt es einen Schläger schwingen oder einen Golfschlag machen? Was ist der Unterschied?
Selbst wir haben uns den Namen golfswing4you gegeben, weil wir den gesamten Ablauf schlechthin als Schwung definieren. Unserer Meinung nach ist der Golfschlag ein Teil des Golfschwungs und zwar der Teil, dessen Einleitung wir hier sehen und dessen Abschluss der Impact (Treffmoment) darstellt.
Jahrelang war man der Meinung, dass der Golfschwung kein Schlagen beinhaltet, sondern ein Schläger-Schwingen durch den Ball sei. Erst Thomas Zacharias, ein ehemaliger Hochspringer und Zehnkämpfer in der Leichtathletik, musste uns in seinem Buch „Golfprofis schwingen nicht, sie schlagen“ klarmachen, dass der Ball geschlagen wird und zeigt die ganze Mechanik auf, die dieses Schlagen erfordert. Seine Erkenntnis: „Nicht die Beinarbeit, der Beckenschub, die Rumpfverwringung oder die Drehung des Schultergürtels, sondern das richtige Beugen und Strecken des rechten Armes und dessen richtige Koordination mit der Pendel- Bewegung des linken Armes bilden das Geheimnis.“
Der Golfermuskel der rechten Hand ist also derjenige, der die Beschleunigung erwirkt und die Kraft erzeugt, die dem Schlägerkopf mitgegeben wird. Wo der Golfermuskel steckt? Nun, der Muskel liegt auf der Innenseite des Unterarmes zwischen Hand und Ellbogen und beugt und streckt die rechte Hand.
Sehen wir uns unseren Longdrive World Champion Jamie Sadlowski jetzt einmal genau in dieser Position an. Von einem Schlägerschwingen keine Spur, er ist hier in der Position, die uns erkennen läßt, dass jetzt aus dieser HITPOSITION ein Schlag folgen muß.
Wir verstehen von der Biomechanik recht wenig, aber eines sehen Du und wir auch als „Laien“:
Wenn aus dieser Position heraus die Hände noch 50 cm zum Impact haben, dann hat der Schlägerkopf noch mindestens 3 m vor sich, den sechsfachen Weg.
0,07 Sekunden für 50 cm Weg/Hände = 36 km/h für die Hände und
0,07 Sekunden für 3m Weg/Schlägerkopf = 155 km/h für den Schlägerkopf.
Und jeder, der den Ball nur irgendwohin mit Power befördern will, kommt um eine ähnliche (natürlich nicht so extreme) Schlägerstellung nicht umhin. Er muß den Handgelenkwinkel bis zur Hitposition halten. Gibt er das Handgelenk früher frei, das heißt vergrößert er den Winkel vorzeitig (z.B. auf 120°, Bild weiter unten), kann der Schlägerkopf nur mehr eine geringere Geschwindigkeit erreichen und der Ballflug wird kürzer werden.
(1) rechte Ferse beginnt sich zu heben und
(2) rechtes Knie geht nach innen und führt/zeigt zum Ziel
(3) die linke Hüfte hat eine der wichtigsten Aufgaben, nämlich sich für den Schwung zu öffnen, denn nur ein blockierfreies Schlagen kann zum gewünschten Ziel führen; hier ist die Hüfte schon sehr weit offen! Ist die linke Hüfte offen, muss sich auch die rechte dem Ziel entgegengedreht haben
(4) die linke Schulter muss in dieser Position noch immer geschlossen sein, der linke Arm führt gleichsam vom Körper weg und zeigt mit dem Schlägerende zum Ball (beides äußerst wichtig, um den Schlägerkopf von innen an den Ball zu bringen)
(5) die Hitposition, um die es beim Schlagen geht, der Hand/Schläger-Winkel ist bis in diese Position gehalten worden, vorzeigte Auflösung (Vergrößerung des Winkels) bringt Geschwindigkeitsverlust. Hier scheiden sich die Geister, hier entscheidet sich, ob Du zu den Longhittern oder nicht gehörst
(6) Gewicht ist auf den linken, streckenden Fuß verlagert
(7) der rechte Ellbogen zieht ganz nahe an der rechten Hüfte vorbei
Der Schläger schwingt in der richtigen Ebene dem Ball entgegen. Der Körper befindet sich hinter dem Ball, Kopf ist plaziert und der Körperwinkel wird perfekt gehalten (kein auf oder ab oder vor und zurück), was auch zu einer ausgezeichneten Balance führen wird.
Bis auf die extreme Schlagposition der Hände entspricht hier alles der herrschenden Lehre.
Du hast sicher schon mal gehört, dass man Dich aufgefordert hat „spät zu schlagen“, aber Du hast nicht gewußt, wie man das eigentlich umsetzen soll. Jetzt kannst Du ersehen, wo es zu arbeiten gilt! Am Golfmuskel, der ausgebildet und trainiert werden muß und am rechtwinkeligem Handgelenk, denn schließlich muss es Dir gelingen, dieses – nicht den Schwung – schnell zu strecken.
→ (5) Angenommener Fehler: Handgelenkwinkel schon vergrößert auf 120° > weniger Weg > geringere Geschwindigkeit.
Nach obiger Berechnung:
0,07 Sekunden für 2m Weg/Schlägerkopf = 102 km/h für den Schlägerkopf.
Hier liegt das Hauptübel begraben. Man sieht viele Golfer mit runden, schnellen und kraftvollen Schwüngen und ist enttäuscht über die geringe Weite ihrer Schläge. Sie können leider nur den/die Hebel nicht richtig einsetzen!! Statt den Handgelenkwinkel zu halten und zu warten bis der rechte Arm zur Hüfte gezogen ist, schlagen sie schon vom höchsten Punkt hinunter, bringen nebenbei die rechte Schulter vor, weil sie „over the top“ sind, der Schläger muß jetzt von außen an den Ball kommen und schon …
Bilder von Pinnacle aus PDF
Was ist daraus zu lernen?
90° Handwinkel spät auflösen. Das extrem späte Schlagen wird man Dir nicht zumuten können.
… und du notierst daher als BASICs für diese Position:
spätes Schlagen
Gewicht auf der linken Seite
rechtes Knie drückt Richtung Ziel
linke Hüfte offen
linke Schulter noch geschlossen
rechtwinkelige Handgelenke – Schlägerschaft
Schaftende zeigt zum Ball = richtige Schwungebene
gesamter Körper hinter dem Ball
Körperwinkel wird beibehalten
rechter Ellbogen nahe rechter Hüfte
Dass es auch anders geht, sehen wir in der folgenden Studie. Jason Zuback, ein 5-maliger kanadischer Longhitter Worldchampion, löst den Handgelenkwinkel früher als Sadlowski. Seine Schlägerkopfgeschwindigkeit betrug bei diesem Schlag gemessene 204 mph.
Quelle: FSN_Sport_Science_-_Episode_7_-_Myths_-_Jason_Zuback
Die GIF Datei ist unter Jason Zuback abrufbar.
Zum Thema „Golfermuskel“ und Training desselben erhielten wir von Markus Güpner ein äußerst interessantes Email, in dem er schreibt und wofür wir ihm herzlich danken:
Der Golfermuskel ist derselbe, der zum Klettern benötigt wird. Ist wirklich schwer zu trainieren. Am besten mit Mini-Klimmzügen oder einfach nur frei hängend festhalten. Möglichst in den Fingern nicht der Hand (wie beim Halten des Schlägers).
Durch Liegestütze auf den Fingerspitzen (auch nur gestreckt halten geht). Achtung am Anfang. Wer es nicht gewohnt ist erst mal auf den Fäusten oder mit aufgelegten Knien (der sog. Damen Liegestütz).
Festhalten schwerer Betonplatten oder Gewichtscheiben in den Fingern, Und ein Klassiker, abwinkeln des Hangelenks mit Gewichten- Hantel nach Belieben, den
Unterarm auf den Oberschenkel legen, so dass das Handgelenk übers Knie geht, dann kontrolliert nach unten und oben führen. Für den Gegenspieler den Arm
einfach anders herum drehen.